Rabenstein - ein Reiseberichtvon Granwen ap Llwyr |
![]() "Rabensteiner Orks sind wie Läuse im Pelz: lästig, aber harmlos!" kommentierte er mit leichtem Schulterzucken. "Verlaßt die Karawane nicht auf eigene Faust und bleibt dicht beieinander, dann passiert Euch nichts..." Nun ja, dies war bestimmt nicht seine erste Karawane, so vertrauten wir auf seine Worte und erreichten schließlich das Dorf "Burg", daß seinem Namen offensichtlich der Feste, die über ihm thronte, verdankte. Noch nie hatte ich so viele urtümliche Wälder gesehen, wie auf dem kurzen Wegstück seit der Rabensteiner Grenze, doch mit den Orks, die diese offensichtlich von den Menschen unbehelligt bewohnten, wirkten sie finster und bedrohlich - zumindest einem Ausländer wie mir. Die Einheimischen schienen in keinster Weise beunruhigt zu sein, denn man erzählte mir, daß viele Gehöfte auch außerhalb der geschlossenen Siedlungen weitab der sogenannten Zivilisation lagen. Tatsächlich schien dieses Land größtenteils vom Ackerbau und der Schaf- und Rinderzucht zu leben, denn selten sah ich einen Schmied oder andere Handwerker, und die wenigen, denen ich begegnete, waren hochgeachtete Leute. Auf meine Frage hin, ob es denn keine Städte in diesem Land gäbe, antwortete man mir lapidar: "Natürlich, der König wohnt doch in einer. Und im Süden gibt es auch eine große Handelsstadt..." Selten war ein Land so unberührt von der menschlichen Kultur. ![]() "Jenseits des Flusses leben nach Westen Elben in den Wäldern. Nein, ihr werdet sie nicht zu Gesicht bekommen, sie leben tief im Herzen der Wälder..." erzählte uns der Händler. Er bereiste die kleinen Dörfer um sie mit allem notwendigen zu versorgen. Ein mühseliges Geschäft, wie er uns erzählte, aber ein lohnendes. "Die Dörfer in den Wäldern sind nicht alles, was Rabenstein zu bieten hat, wartet erst bis Baerlinum, das ist eine Stadt! Hier hat die Familie des Königs für Jahrhunderte ihre ganze Fürsorge walten lassen... Paläste, Alleen, Parks, Ihr werdet begeistert sein. Baerlinum ist die Metropole der Kunst und Kultur von Rabenstein. Nein, reich ist unser Königreich wahrlich nicht, aber man hat sein auskommen. Die Orks werden eigentlich auch nur geduldet. Sie lassen uns in Ruhe, wir lassen sie in Ruhe, das ist alles. So ist das seit dem großen Friedensschluß, als die Orks dem Herzog halfen, den kriegerischen Phantasien des Kindkönigs ein Ende zu setzen. Nach nunmehr 250 Jahren ist aber der König wieder Herr im Lande, und es gibt keinen Herzog mehr. Nur der sogenannte "Frieden" mit den Orks erinnert noch an ihn. Was soll's, einen besseren Schutz kann man sich für seine Grenzen nicht vorstellen. Und es gibt kaum Räuber im Wald... das tut uns Händlern gut. Klar verschwindet immer mal der eine oder andere, aber über so etwas muß man halt hinwegsehen. Was noch so für Rassen hier leben? ![]() So ging es in einem her, mal lamentierte der Händel über sein schwer verdientes Geld, mal pries er Baerlinum und Lipisa, die Handelsmetropole im Süden. Doch bis jetzt habe ich nur die Wälder gesehen... und die Augen der Orks in den Schatten der Bäume... © 1995-2005 by zardoz@zardoz.de (Rüdiger Riediger) |